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Dem Herzen mit "Hightech-Reiskorn" auf die Sprünge helfen

Dem Herzen mit "Hightech-Reiskorn" auf die Sprünge helfen

Neueste Technologie bei Herzschwäche nutzt Ultraschall für Impulsübertragung - Erlangen bundesweit zweiter Standort

Damit das Herz mit voller Kraft arbeiten kann, bedarf es der perfekten Synchronisation aller Abschnitte der linken Herzkammer. Insbesondere bei Patienten mit Herzschwäche kann sich die Herzleistung durch eine versetzte Taktung – Asynchronie genannt – zusätzlich verschlechtern. Hilfe versprechen sogenannte CRT-Systeme, die ähnlich wie ein Herzschrittmacher implantiert werden und mittels elektrischer Impulse dafür sorgen, dass die Kontraktionen wieder im Einklang sind. Die schwächsten Glieder dieser Technologie waren bisher die Elektroden, die die nötigen Stromimpulse abgeben. Diese Kabel, vom Kardiologen durch die großen Hohlvenen zum Herzen geleitet, können brechen und damit eine weitere Operation nötig machen. Als deutschlandweit zweiter Kardiologe setzt Dr. Martin Arnold, Oberarzt der Medizinischen Klinik 2 – Kardiologie und Angiologie (Direktor: Prof. Dr. Stephan Achenbach) des Universitätsklinikums Erlangen, jetzt ein neues CRT-System ein, das auf der kabellosen Energieübertragung per Ultraschall basiert. Profitieren können vor allem Patienten, die bisher für ein herkömmliches Kabelsystem nicht infrage kamen.

CRT - das steht für Cardiac Resynchronization Therapy, also Kardiale Resynchronisationstherapie. Die neueste Weiterentwicklung dieser Technik verspricht, das Risiko defekter Kabel im Herzen zu umgehen, da die Hersteller nun Ultraschall zur Energieübertragung einsetzen. Dr. Arnold aus der Medizin 2 des Uni-Klinikums Erlangen hat bereits zwei Patienten mit einem kabellosen CRT-System versorgt. "Das Gerät besteht aus zwei Teilen", beschreibt es der Kardiologe. "Der Sender wird wie gewohnt unter die Haut der Brustwand gesetzt. Das Besondere ist der im Herzen liegende Empfänger. Bei herkömmlichen Geräten werden die stromabgebenden Elektroden durch die Venen ins Innere der Herzkammer geleitet. Beim kabellosen System gibt es dagegen eine reiskorngroße Stimulationseinheit, die mit Widerhaken an einer passenden Stelle der linken Herzkammerwand verankert ist." Damit der CRT-Sender erkennt, wann die linke Herzkammer stimuliert werden muss, ist ein Herzschrittmacher in der rechten Herzhälfte nötig. Der CRT-Sender erkennt dessen Signale und aktiviert zeitgleich per Ultraschall den kleinen Empfänger in der linken Herzkammer.

Eine neue Chance für Patienten

"Die Technologie der kabellosen Übertragung ist völlig neuartig im Vergleich zu den seit Jahren verfügbaren CRT-Systemen", erklärt Dr. Arnold. "Schön ist vor allem, dass wir mit den neuen Geräten mehr Patienten als bisher helfen können. Dazu gehören diejenigen, bei denen ein normales CRT-System keine Besserung gebracht hat oder bei denen es zu Elektrodenproblemen gekommen war. Zusätzlich kommen jene infrage, die zwar eine Therapie zum Ausgleich ihrer Herzschwäche brauchen, aber etwa wegen des Fehlens passender Zielvenen nicht mit herkömmlichen Systemen versorgt werden konnten. Die Ultraschall-Technik ist dagegen unabhängig von dieser Venenanatomie."

Neben dem Uni-Klinikum Erlangen arbeitet in Deutschland nur noch das Herzzentrum Brandenburg in Bernau mit dem Ultraschall-System. "Natürlich ist das Gerät geprüft und zugelassen. Nun untersuchen wir die Langzeitwirkung und welche Patienten davon am meisten profitieren können", beschreibt Dr. Arnold die weitere Entwicklung. "Dafür dokumentieren wir jeden Fall wissenschaftlich genau und im klinischen Einsatz."

Weitere Informationen:

Dr. Martin Arnold
Telefon: 09131 85-35301
E-Mail: martin.arnold(at)uk-erlangen.de