Medizinische Klinik 2 - Kardiologie und Angiologie - Jahresbericht 2020

Universitätsklinikum Erlangen | 49 Wie hat COVID-19 Ihre alltägliche Arbeit und Ihr Verhältnis zu den Patienten beeinflusst? Anfangs herrschte überall große Anspannung und Unsicherheit, sowie Sorgen vor einer Ansteckung mit COVID-19. Insgesamt gab es viel mehr isolierte Patienten als üblich, wodurch der Zeitaufwand für Hygienemaßnahmen und Anlegen der Schutzausrüs- tung enorm anstieg. Der Umgang mit den Patienten hat sich gezwungenermaßen deutlich verändert. Im zwischenmenschlichen Bereich gab es schon allein durch die Maskenpflicht deutliche Defizite bei der Betreuung der Patienten, da die Mimik mit Mund- Nasen-Schutz kaum zu lesen ist. Wie haben die Patienten die Situation erlebt? Die mit Abstand größte Schwierigkeit für die Patienten bestand in den Besuchsbeschränkungen. Einerseits litten die Patienten verstärkt unter Langeweile, anderer- seits konnten sie durch ihre Angehörigen emotional nicht aufgefangen werden. Aber auch für die Familien der Erkrankten waren die Beschränkungen nur schwer zu ertragen, was zu vielen Diskussionen und deutli- chem organisatorischen Mehraufwand für das Perso- nal führte. Was können wir aus der aktuellen Situation für künftige Pandemien lernen? Die Rationierung der Schutzausrüstung war ein großes Thema im Kollegenkreis und führte zu teils starker Verunsicherung. Hier wäre eine transparente Kom- munikation erforderlich gewesen, insbesondere be- züglich der Tatsache, dass die Aufbereitung und Wie- derverwendung von dazu geeignetem Schutzmaterial unbedenklich ist. Insgesamt denke ich aber, dass durch COVID-19 eine Infrastruktur geschaffen wurde, auf die bei künftigen Pandemien sehr viel schneller und effizienter zurückgegriffen werden kann. Was war das Schwierigste für Sie? Das soziale Leben innerhalb der Familie und im Freun- deskreis ist für mich sehr wichtig und dient mir als Aus- gleich zu den psychischen und physischen Belastungen im oft angespannten Berufsalltag. Als sehr belastend empfand ich daher auch den Verzicht auf die sozialen Kontakte. Aber auch die Sorge vor einer Infektion und die Angst, diese mit nach Hause zu tragen, empfinde ich rückblickend noch immer als einschneidend. Sebastian Müller Fachkrankenpfleger für Anästhesie und Intensivmedizin auf der Intensivstation BU-2 Interview: „Wie erlebten Sie den Beginn der COVID-19 Pandemie?“

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