Medizinische Klinik 2 - Kardiologie und Angiologie - Jahresbericht 2020
34 | Jahresbericht 2020 | Medizinische Klinik 2 Wie hat COVID-19 Ihre alltägliche Arbeit beeinflusst? COVID-19 war zunächst für alle eine große Umstellung und hat unsere alltägliche Arbeit sehr verändert. Zum einen mussten wir ganz akut mehr als 100 Patienten telefonisch kontaktieren, um bereits vereinbarte Termine für Eingriffe in unserem Herzkatheterlabor zu verschieben. Zum anderen wurde unsere Station B-02 Grüntzig in eine COVID-IMC-Station umgewan- delt. Hierzu musste die Station komplett leergeräumt und neu eingerichtet werden. Auch organisatorisch waren viele Vorarbeiten nötig. Wie haben die Patienten die Situation erlebt? Durchweg alle Patienten, die wir telefonisch kontak- tierten, um ihre Termine zu verschieben, waren sehr verständnisvoll und freundlich. Oft waren allerdings lange Gespräche notwendig, die zum Teil emotional sehr aufgeladen waren mit Sorgen und Ängsten um gesundheitliche Folgeschäden oder gar Angst vor dem Tod bei ausbleibender Behandlung. Bei den Patienten auf Station waren vor allem die Aus- wirkungen der Besuchsbeschränkungen bemerkbar. Gerade ältere und schwer erkrankte Patienten hatten große Schwierigkeiten, ohne direkten Kontakt zu ihren Angehörigen auszukommen. Wie haben Sie die Flexibilität und Kooperationswil- ligkeit Ihrer Kollegen erlebt? Grundsätzlich herrschte vollstes Verständnis für die Gesamtsituation und alle Kolleginnen und Kollegen haben ihre teils neuen Tätigkeiten mit großem Enga- gement wahrgenommen. Starken Unmut gab es aller- dings über die Geschwindigkeit, mit der die Stationen umorganisiert wurden und das Personal umverteilt werden musste. Viele meiner Kolleginnen und Kolle- gen fühlten sich „überfahren“ und hätten sich bessere Kommunikation und persönliche Gespräche gewünscht. Gab es auch positive Aspekte? Die Verschiebung von Aufgabengebieten und Einsatz- bereichen hatte durchaus auch positive Aspekte. So hatten wir die Möglichkeit, nicht nur andere Stationen und Arbeitsabläufe, sondern auch andere Kollegen etwas besser kennenzulernen. Für manche Mitarbeiter haben sich dadurch ganz neue Perspektiven für ihr weiteres berufliches Leben ergeben. Was können wir aus der aktuellen Situation für zukünftige Pandemien lernen? Auch wenn dies nicht nur in Pandemie-Zeiten, sondern ganz generell gilt, kann ich darauf ganz eindeutig ant- worten: Ganz wichtig für die Zusammenarbeit und das gute Funktionieren einer Abteilung ist die Kommunika- tion. Probleme, Kritik und Neuerungen müssen offen miteinander besprochen werden, aber auch Lob und Wertschätzung sollten keinesfalls zu kurz kommen! Was war das Schwierigste für Sie? Anfangs fielen mir die Einhaltung der besonderen Hygi- eneregeln und die Pflicht zum ständigen Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung schwer. Dazu kam dann noch die Sorge vor einer Ansteckung und die Isolation von der Familie. Ich bin in dieser Zeit Großmutter geworden, durfte mein Enkelkind aber lange Zeit nicht in die Arme schließen – für einen Familienmenschen wie mich war diese Situation sehr schwierig. Heike Seitz Einbestellungs- und Bettenmanagement Interview: „Wie erlebten Sie den Beginn der COVID-19 Pandemie?“
RkJQdWJsaXNoZXIy ODIyMTAw