Medizin 2 | Jahresbericht 2018
Herr Professor Achenbach, im Sommer 2018 wurden Sie für die Amtszeit 2020 – 2022 zum Präsidenten der European Society of Cardiology, kurz ESC, gewählt. Könnten Sie uns die Fach- gesellschaft bitte kurz vorstellen? Gerne. Die ESC ist die Fachgesellschaft der Kardiologen nicht nur in Europa, sondern auch etwas darüber hinaus. Insgesamt sind 57 Länder vertreten: neben den eigentlichen europäischen Staaten auch alle ehemaligen Sowjetrepubliken und die Anrainerstaaten des Mittelmeers. Wie viele Kardiologen werden denn von der ESC vertreten? Die ESC zählt rund 95.000 Mitglieder. Dazu gehören nicht nur Ärzte, sondern auch Pflegekräfte sowie Wissenschaftler, die auf dem Gebiet von Herz-Kreislauf-Erkrankungen forschen. Gab es bereits einmal einen Präsidenten aus Deutschland? Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e. V. (DGK) war schon immer die größte nationale Fachgesellschaft innerhalb der ESC. Trotzdem hatte die ESC bisher erst zweimal einen deutschen Präsidenten. Dies waren von 1980 bis 1984 Prof. Dr. Dr. h. c. Franz Loo- gen aus Düsseldorf und von 1996 bis 1998 Prof. Dr. Dr. h. c. Günter Breithardt aus Münster. Dass ich nun zum dritten deutschen Präsidenten der ESC gewählt wurde, ist für mich persönlich, insbe - sondere aber auch für die Medizinische Klinik 2 des Uni-Klinikums Erlangen und all ihre Mitarbeiter, eine große Auszeichnung. Wie lange engagieren Sie sich schon innerhalb der ESC? Aufgrund meiner wissenschaftlichen Tätigkeit auf dem Gebiet der Computertomografie des Her - zens bin ich bereits seit vielen Jahren in der entsprechenden ESC-Arbeitsgruppe aktiv und habe als Experte für diesen Bereich an mehreren offiziellen Dokumenten der ESC mitgewirkt. 2012 wurde ich auf Vorschlag der DGK als Kandidat für eine Position im Vorstand der ESC aufgestellt und auch ge - wählt. So war ich zunächst zwei Jahre als „Councillor“ im Vorstand und übernahm dort Aufgaben wie die Koordination der Zusammenarbeit mit außereuropäischen Ländern und die Projektleitung beim Website-Relaunch. Anschließend, von 2014 bis 2016, hatte ich das Amt eines der drei Vizepräsiden - ten inne und in den beiden Folgejahren war ich als Kongresspräsident für die Organisation des „ESC Congress“ zuständig. Mit rund 30.000 Teilnehmern aus über 100 Ländern ist das der zweitgrößte wissenschaftliche Medizinkongress der Welt! In meine Amtszeit fielen die Kongresse 2017 in Bar - celona und 2018 in München – Letzterer sozusagen „vor meiner Haustür“, das hat mich besonders gefreut. Darüber hinaus arbeitete ich bei der Erstellung von mehreren Behandlungsleitlinien mit. Wie läuft die Wahl zum ESC-Präsidenten eigentlich ab? Entsprechend der Mitgliederzahl seiner nationalen Fachgesellschaft erhält jedes Land eine be- stimmte Anzahl von Stimmen. Auch die wissenschaftlichen Arbeitsgruppen und einige andere ESC-interne Verbände, die einzelne Subspezialisierungen der Kardiologie wie Rhythmusstörungen oder präventive Medizin vertreten, haben Stimmen. Die Wahl erfolgt dann aus mehreren von den nationalen Fachgesellschaften aufgestellten Kandidaten demokratisch und geheim. Was ist die wesentliche Funktion des ESC-Präsidenten? Die ESC ist ja wirklich eine sehr große Vereinigung. Zum einen sind da die fast 100.000 Mitglieder, zum anderen etwa 200 Angestellte an den zwei Standorten Nizza und Brüssel. Die ESC entfaltet jedes Jahr eine Vielzahl von Aktivitäten, die es zu koordinieren gilt. Eine der wichtigsten Tätigkeiten ist die Durchführung der wissenschaftlichen Fachtagungen und Fortbildungskongresse: Neben dem Mit Herzblut für Europa Interview mit Prof. Dr. med. Stephan Achenbach, designierter Präsident der European Society of Cardiology 18 | Jahresbericht 2018 | Medizinische Klinik 2
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