Medizin 2 | Jahresbericht 2018

Sonderthema: Simulation der Fraktionellen Flussreserve Die „Revaskularisation“ von Koronarstenosen – operativ durch Bypassoperation oder interven- tionell mittels Stent – ist nur dann sinnvoll, wenn Stenosen den Blutfluss soweit einschränken, dass eine myokardiale Ischämie im abhängigen Stromgebiet resultiert, zum Beispiel ausgelöst durch körperliche Belastung. In der modernen Kardiologie ist deshalb im Zusammenhang mit Revaskularisationsmaßnah- men bei stabiler Koronarer Herzerkrankung (KHK) der Nachweis einer Ischämie von zentraler Bedeutung. Dies kann mit nichtinvasiven Methoden geschehen, zum Beispiel der Stress-Echo- kardiographie, der Kernspintomographie oder mit nuklearmedizinischen Verfahren. Häufig wird aber auch die „Fraktionelle Flussreserve“ (FFR) eingesetzt. Bei dieser Methode wird im Rahmen der Koronarangiographie ein äußerst dünner Draht, der an seiner Spitze einen Drucksensor trägt, in die Koronararterie eingeführt und der Blutdruck vor und hinter einer Koronarstenose verglichen. Aus großen Studien ist bekannt, dass dieser Druckunterschied entscheidend ist: Liegt der Quotient über 0.80, so ist eine Revaskularisation der Stenose nicht erforderlich. Liegt er bei 0.80 oder darunter, dann profitieren Patienten von der Behandlung der jeweiligen Stenose. Moderne Computer-Simulationsverfahren machen es möglich, unter gewissen Voraussetzun - gen den Druckgradient über eine Koronarstenose aus der Anatomie zu berechnen. Ein hoch- exaktes 3-dimensionales Modell der Koronararterie wird erstellt und mittels „Computational Fluid Dynamics“ lassen sich in aufwändigen Rechenmodellen die Blutdruckverhältnisse in der Koronararterie simulieren. Seit mehreren Jahren beschäftigen sich Arbeitsgruppen an der Medizinischen Klinik 2 mit diesen Themen – teilweise in internationaler Kooperation und auch zusammen mit diversen Partnern der medizinischen Industrie. Angesiedelt an der Grenzstelle zwischen Bildgebung und Koronarintervention entsprechen diese Arbeiten in besonderer Weise dem wissenschaft- lichen Profil der Medizinischen Klinik 2. Die Erlanger Forscher evaluieren dabei zum einen die Rolle der Computertomographie (CT). Auf Basis der CT lassen sich die Koronararterien räumlich darstellen und das erhaltene Modell dient der Flusssimulation. Zur Unterscheidung von der invasiven FFR-Messung wird hier von „CT-FFR“ gesprochen (siehe Abbildung rechts). Die Arbeitsgruppe der Medizinischen Klinik 2 ist seit vielen Jahren, zum Teil als „Core Lab“, an internationalen klinischen Studien zur CT-FFR beteiligt und evaluiert unter anderem den Einfluss diverser Plaquekomponenten auf die hämo - dynamische Relevanz von Koronarstenosen. Ebenso werden verschiedene CT-FFR-Berech- nungsverfahren hinsichtlich ihrer Genauigkeit analysiert. 100 | Jahresbericht 2018 | Medizinische Klinik 2

RkJQdWJsaXNoZXIy ODIyMTAw